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Digitaler Workflow mit dem METISMILE-Kieferbewegungs-Update zur Diagnose und Behandlung von Kiefergelenksdysfunktionen: ein Fallbericht

MOUELHI Majd, Zahnarzt & Digitalexperte, Labor: HAOUET Malek

Zusammenfassung

Erkrankungen des Kiefergelenks (TMDs – Temporomandibuläre Dysfunktionen) sind Gegenstand intensiver Forschung, da die Behandlung der Symptome und die Stabilisierung der therapeutischen Position große Herausforderungen darstellen. Digitale Technologien bieten in dieser Hinsicht vielversprechende neue Möglichkeiten, die es Behandlern ermöglichen, die Stabilität der neuen therapeutischen Position aus funktioneller Sicht digital zu beurteilen und zu überprüfen.

Dieser Fallbericht veranschaulicht ein Beispiel eines vollständig digitalen Behandlungsplans für einen TMD-Patienten, der durch die Bewertung der mandibulären Kinematik mittels eines digitalen Geräts (der Jaw Motion-Funktion des MetiSmile Face Scanners) realisiert wurde.

Der Bericht beschreibt einen Patienten mit einer Kiefergelenksdysfunktion und konzentriert sich auf radiologische, klinische und digitale Befunde, die zur Diagnose und zum Behandlungsplan beigetragen haben. Der Einsatz digitaler Werkzeuge spielte eine entscheidende Rolle beim Verständnis der zugrunde liegenden Pathologie und bei der Steuerung des Patientenmanagements.

Die Digitalisierung der mandibulären Kinematik ermöglichte eine fundiertere Diagnose, insbesondere aus dynamischer Perspektive. Sie erleichterte außerdem die schnellere Umsetzung der intraoralen Schiene durch einen digitalen Workflow, bei dem die therapeutische Position erfasst und das Gerät vor der Herstellung anhand der tatsächlichen Kinematik des Patienten getestet wurde.

Einleitung

Das Kiefergelenk (TMJ – Temporomandibulargelenk) ist ein synoviales Scharnel-Gleitgelenk, das sowohl translatorische als auch gleitende Bewegungen ermöglicht. Seine Gelenkflächen werden vom Kondylus des Unterkiefers (unten), der Mandibulargrube (Glenoidfossa) und der Gelenkfläche des Schläfenbeins (oben) gebildet. Eine Besonderheit dieses Gelenks besteht darin, dass seine Gelenkflächen mit Faserknorpel statt mit hyalinem Knorpel überzogen sind.

Die Kiefergelenksscheibe (Discus articularis) ist eine bikonkave, faserknorpelige Struktur, die zwischen dem Kondylus des Unterkiefers und der Gelenkfläche des Schläfenbeins liegt. Diese Zwischenschicht verhindert Gelenkschäden und erleichtert die Gleitbewegung des Unterkieferkondylus relativ zum Schläfenbein beim Öffnen und Schließen des Mundes.

Die Hauptursache für eine Kiefergelenksdysfunktion (TMD) ist eine abnorme Beziehung zwischen der Gelenksscheibe und dem Kondylus des Unterkiefers. Diese Fehlstellung stört die normale Biomechanik des Gelenks und kann klinische Symptome wie Gelenkschmerzen, Abweichungen beim Mundöffnen oder klickende Geräusche im Gelenk verursachen.

Heutzutage unterstützt die digitale Technologie Behandler, indem sie die Visualisierung der Kondylenposition und ihrer Bewegungen sowohl in habitueller Okklusion als auch nach Repositionierung ermöglicht. Dadurch lässt sich eine stabile Unterkieferposition für eine umfassende Behandlungsplanung gezielter bestimmen. Die Bewertung der Unterkieferkinematik kann mit einem neu entwickelten Gerät (MetiSmile JawMotion) durchgeführt werden, das mit einer Digitalkamera reale Unterkieferbewegungen erfasst und in STL-Dateien der Zahnreihen überträgt. Dieses Verfahren erhöht die Genauigkeit der Diagnose und ermöglicht die Gestaltung individuell angepasster intraoraler Schienen auf funktioneller Grundlage.

Das Gerät verfolgt die Bewegung von Markern, um die Unterkieferbewegung zu erfassen, und konzentriert sich auf die Visualisierung digitaler Zahnmodelle. Diese Modelle können mit den CBCT-Daten des Patienten überlagert werden, wodurch die Kinematikdaten mit der 3D-Darstellung des Kiefergelenks kombiniert werden. Diese Verbindung verbessert die Präzision und Vorhersagbarkeit der Ergebnisse in komplexen klinischen Situationen.

Durch die Erfassung der Unterkieferbewegungen können Zahnärzte dynamische Okklusionsdaten sammeln. Das System erkennt linke und rechte Laterotrusionsbewegungen, Zentrik- und Offenokklusionen und liefert so detaillierte Informationen für eine präzise Diagnose, Schienengestaltung und Behandlungsplanung.

Der Behandlungsplan für diesen Fall wurde digital auf der Grundlage präziser kinematischer Aufzeichnungen des Patienten entwickelt, und die intraoralen Schienen wurden vollständig digital individualisiert gefertigt.

Fallvorstellung

Dieser Fallbericht beschreibt eine 28-jährige Patientin, bei der eine Kiefergelenksdysfunktion (TMJ-Dysfunktion) diagnostiziert wurde. Der Schwerpunkt liegt auf den radiologischen, zahnmedizinischen und digitalen Befunden, die zur Diagnose und zur Erstellung des Behandlungsplans beigetragen haben. Die Patientin zeigte mehrere Symptome auf der rechten Seite, darunter Ohrenschmerzen, Gelenkbeschwerden sowie eine eingeschränkte und abweichende Mundöffnung, die alle mit der Kiefergelenksdysfunktion in Zusammenhang standen.

Eine Entzündung führt zu Schmerzen und reflektorischen Muskelkontraktionen, die die Translation des Kondylus einschränken. Infolgedessen ist die Mundöffnung limitiert und zur betroffenen Seite hin abgelenkt, während die gesunde Seite nur eine begrenzte Bewegung zeigt. Der Einsatz bildgebender und digitaler Technologien in Kombination mit einer umfassenden zahnärztlichen Untersuchung spielt eine entscheidende Rolle beim Verständnis der zugrunde liegenden Pathologie und bei der Steuerung der Patientenbehandlung.

Die Palpation der Kaumuskulatur löste keine Schmerzen aus, jedoch führten die Palpation des lateralen Pols und Provokationstests (Öffnungs- und Protrusionsbewegungen) zu bekannten Schmerzempfindungen. Die Patientin berichtete über eine Vorgeschichte von Trauma und früheren Klickgeräuschen, die inzwischen verschwunden waren.

Bei der klinischen Untersuchung war die Mundöffnung auf 29,4 mm (gemessen mit dem MetiSmile Face Scanner) bzw. 27 + 4 mm (mit der herkömmlichen Linealmethode) eingeschränkt.

Abbildung 1: Mundöffnung, gemessen mit der herkömmlichen Methode.

Die Anwendung leichten Drucks konnte die Mundöffnung nicht vergrößern. Beim Öffnen des Mundes war eine Abweichung nach rechts vorhanden. Die Patientin berichtete über Schmerzen im rechten Kiefergelenk bei Linksbewegungen. Die laterale Bewegung nach links betrug 3,6 mm, die nach rechts 10,6 mm, jeweils schmerzfrei. Die Protrusion wurde mit 5,8 mm gemessen. Sowohl Öffnung als auch Protrusion führten zu der Angabe von „bekannten Schmerzen“. Die Patientin bewertete den Schmerz selbst auf einer Visuellen Analogskala (VAS) mit 7 von 10 Punkten.

Diese Messungen wurden mit MetiSmile durchgeführt, das durch die eingescannten Messgabeln präzise und fehlerfreie Ergebnisse liefert.

Abbildung 2: Gescannte Messgabeln

Abbildung 3: Von MetiSmile erstellter Bericht

Die Okklusionsverhältnisse sind in den Abbildungen 4 und 5 dargestellt.

Abbildung 4: Okklusionsansicht (OBJ-Datei)

Abbildung 5: Klinische Fotos (a: linke Seite, b: vestibuläre Ansicht [frontal/Wangenseite], c: rechte Seite, d: Oberkiefer, e: Unterkiefer)

Die kinematische Analyse der Unterkieferbewegungen wurde mit der MetiSmile Jaw Motion-Software durchgeführt. Die Software erkennt Störpunkte und erfasst laterale sowie protrusive Bewegungen. Allerdings wurde kein Ferrar-Diagramm bereitgestellt.

Abbildung 6: Öffnung

Abbildung 7: Laterale Bewegung nach rechts

Abbildung 8: Laterale Bewegung nach links

Abbildung 9: Protrusion

Behandlung

Der Patientin wurde geraten, die Kieferbewegungen auf schmerzfreie Grenzen zu beschränken, und sie erhielt physiotherapeutische Übungen zur täglichen Durchführung. Für akute Schmerzepisoden wurden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) verschrieben.

Das Behandlungsprotokoll umfasste selbstständig durchzuführende Übungen: passive Muskeldehnung (die Patientin wurde ermutigt, den Mund entlang einer geraden Linie vor dem Spiegel zu öffnen) und assistierte Muskeldehnung (die Patientin sollte mit den Fingern sanften Druck auf die Hebemuskelgruppen ausüben, um die Mundöffnung zu vergrößern und die Gelenkscheibe nach vorne zu schieben). Nach zwei Wochen berichtete die Patientin über eine deutliche Entspannung der Kaumuskulatur.

Anschließend wurde eine Stabilisierungsschiene in der therapeutischen Zentrikrelation angefertigt, mit einer Erhöhung der vertikalen Okklusionsdimension um 2 mm. Die Patientin wurde angewiesen, die Schiene nachts zu tragen, um eine Entlastung des Kiefergelenks zu gewährleisten.

Abbildung 10: Gedruckte Schiene

Abbildung 11: Konventionelle Schiene

Nach dem Einsetzen der Schiene wurden Kontrolltermine nach 1, 3 und 6 Monaten vereinbart. Nach sechs Monaten konsequenten Tragens der Schiene berichtete die Patientin über eine deutliche Besserung der Symptome. Die ununterstützte Mundöffnung erhöhte sich auf 35 mm, die unterstützte Öffnung auf 41 mm. Die lateralen Bewegungen waren symmetrisch. Gelegentliche Schmerzen traten nur noch beim Kauen harter Nahrungsmittel auf (VAS = 2). Die Palpation des lateralen Kondyluspols verursachte keine Schmerzen mehr.

Diskussion

MetiSmile-MR (2-in-1) ist ein fortschrittlicher Gesichtsscanner mit Kieferbewegungserfassung, der sowohl 3D-Gesichtsdaten als auch mandibuläre Bewegungen mit nur einem Gerät erfasst.

Er integriert intraorale Scans, Gesichtsscans, CBCT-Daten und Kieferbewegungstrajektorien in ein einheitliches Koordinatensystem und unterstützt damit sowohl funktionelle als auch ästhetische digitale Zahnheilkunde-Workflows. Das System verfügt über ein spezielles Jaw Motion-Modul, das es Behandlern ermöglicht, reale Unterkieferbewegungen in Echtzeit aufzuzeichnen und zu analysieren. Damit gehört MetiSmile zu den ersten integrierten Systemen für die gleichzeitige Erfassung von Gesicht und Kieferbewegung. Durch die Abbildung dieser Bewegungen in standardisierte 2D-anatomische Ebenen unterstützt das System Zahnärzte bei der präzisen Diagnose und Behandlungsplanung von TMD-Patienten.

In diesem Fall wurde ein vollständig digitaler Workflow zur Behandlungsplanung eingesetzt. Die Unterkieferrepositionierung wurde automatisch durch die MetiSmile-Software bestimmt, die personalisierte Lösungen zur Identifizierung einer stabilen Unterkieferposition für jeden Patienten bietet. Diese digitale Planung basiert auf funktionellen Aufzeichnungen, die durch geführte oder spontane Unterkieferrepositionierung unter Verwendung digital individuell angefertigter intraoraler Geräte (z. B. Messgabeln) erstellt wurden. In der digitalen Zahnmedizin stellt die Integration funktioneller Präzision und ästhetischer Visualisierung einen Paradigmenwechsel in Diagnose- und Behandlungsabläufen dar. Unter den aktuellen Systemen zur Kieferbewegungserfassung hebt sich Shining 3D MetiSmile-MR als transformative All-in-One-Plattform hervor – sie kombiniert Gesichtsscanning, Unterkieferbewegungserfassung, CBCT und intraorale Daten in einem einheitlichen, vereinfachten Workflow.

Die klinische Effizienz ist bemerkenswert: Das Gesichtsscanning dauert weniger als 10 Sekunden, die Kieferbewegungserfassung nur etwa 5 Minuten, was den klinischen Ablauf erheblich strafft. Das neueste Software-Update (V2.2.5.4) erweitert die Diagnose- und Planungsmöglichkeiten durch dynamische Analysewerkzeuge wie anpassbare Trajektorienvorlagen, Schnitt- und Heatmap-Visualisierungen, One-Click-Export von Bewegungsdaten (jawmotion.xml), automatisierte Parameterübertragung an virtuelle Artikulatoren (z. B. Exocad) und schnellen DICOM-zu-STL-Export, was sowohl Genauigkeit als auch Effizienz steigert.

Darüber hinaus unterstützt das System eine umfassende TMD- und prothetische Beurteilung, indem es mandibuläre Trajektorien präzise erfasst, die objektive Bewertung der Okklusionssymmetrie und Kondylusleistung erleichtert und bei der Festlegung optimaler Kieferverhältnisse sowohl bei bezahnten als auch zahnlosen Patienten hilft, wodurch die prothetische Stabilität verbessert wird.

MetiSmile-MR vereint Effizienz und umfassende diagnostische Möglichkeiten, die modularen Systemen durch sein All-in-One-Design, schnelle Datenerfassung, fortschrittliche Analytik (inklusive Trajektorienvorlagen, Heatmap-Visualisierung und Exportmöglichkeiten für virtuelle Artikulatoren) sowie patientenzentrierte ästhetische Vorschauen überlegen sind.

Dennoch kann die Software eine manuelle Ausrichtung erfordern, wenn intraorale Daten und Gesichtsscans nicht perfekt übereinstimmen, was die Workflow-Effizienz verlangsamen kann. Praktische Herausforderungen wurden ebenfalls berichtet, da einige Anwender Schwierigkeiten hatten, einen reibungslosen Betrieb über verschiedene Setups hinweg sicherzustellen. Dennoch bleibt die Fähigkeit von MetiSmile-MR, mehrere diagnostische Modalitäten in einem Gerät zu konsolidieren, sein wesentliches Alleinstellungsmerkmal und bietet sowohl Zeitersparnis als auch eine patientenzentrierte Transformation des Workflows.

Fazit

Das MetiSmile Jaw Motion Modul von SHINING 3D bietet Zahnärzten einen vollständig digitalen, funktional gesteuerten Workflow zur Behandlung von Kiefergelenksdysfunktionen.

Durch die präzise Erfassung der mandibulären Kinematik und deren Integration mit Gesichtsscans, intraoralen Daten und CBCT-Daten ermöglicht dieses System ein Maß an diagnostischer Genauigkeit und Vorhersagbarkeit der Behandlung, das mit traditionellen Methoden nicht erreicht werden kann.

Shining 3D arbeitet daran, frühere Einschränkungen bei der Integration von Artikulatoren in der kommenden Version zu beheben. Dieses Update führt ein virtuelles und ein physisches Artikulatormodul ein, das die automatische Berechnung und Übertragung von Artikulatorparametern in Softwarelösungen wie Exocad ermöglicht, wodurch der digitale Workflow vereinfacht und manuelle Anpassungen reduziert werden. Zukünftig plant Shining 3D, das System durch die Integration der Kondylenpositionsverfolgung weiter zu verbessern. Diese Fortschritte sollen ein umfassenderes Verständnis der Unterkieferfunktion bieten und eine präzisere sowie individuellere Behandlungsplanung in der digitalen Zahnmedizin ermöglichen.